kostenlose Ahnenforschung

Kostenlose Ahnenforschung – ein Steckenpferd mit Suchtpotential

In den USA ist private, kostenlose Ahnenforschung das dritthäufigste Hobby. Insbesondere weil jeder 6. Einwohner angeblich europäische Wurzeln hat.

Aber auch immer mehr Deutsche interessieren sich dafür, ob sie auf der anderen Seite des Atlantiks Verwandte haben und wie die Familiengeschichte sonst verlaufen ist. Vielleicht ist ja auch ein Promi Mitglied der Familie. In den Adern von Elvis Presley beispielsweise floss Pfälzer Blut, seine Vorfahren stammten aus Hochstadt in der Pfalz. Dann gehört vielleicht mancher Hochstädter zum Presley-Clan ohne es zu wissen. Da würde sich eine kostenlose Ahnenforschung lohnen, wer wollte wohl nicht zu diesem großen Familientreffen.

Zwar war die Ahnenforschung in der jüngeren deutschen Geschichte unter anderem auch wegen dem Ariernachweis in Verruf geraten, inzwischen ist das Tabu gebrochen. Auch die Öffnung der Grenzen hat dazu beigetragen, in dem sie den Zugang zu neuen Quellen und Orten erst wieder möglich machte. Die Zahl der Menschen, die beginnen, sich für die Vergangenheit ihrer Familie und damit für ihre eigenen Wurzeln zu interessieren, steigt langsam aber stetig und auch der Genealogen-Verband hat schon über 30.000 Mitglieder, und wächst weiter. Natürlich gibt es auch profes-sionelle Ahnenforscher, die sind aber sehr kostspielig.

Was treibt nun die Ahnenforscher wohl an, soviel Zeit, Energie und manchmal auch Geld in die Erforschung der eigenen Vergangenheit zu stecken. um mit Akribie und detektivischen Spürsinn à la Columbo nach ihren Ahnen zu fahnden? Diese Art der Forschung bietet die Möglichkeit, eine Zeitreise anzutreten, bringt Spaß daran, Rätsel zu lösen und Informationen über Menschen zu sammeln. Kostenlose Ahnenforschung bereichert einfach den Alltag.

Für viele Zeitgenossen hat die allgemeine Geschichte mit Antike, Mittelalter und Neuzeit keinen persönlichen Touch. Verbunden mit dem Wissen, dass Vorfahren, über die man Daten gesammelt hat, an dieser oder jener Schlacht teilgenommen haben, ein bestimmtes Schiff mitgebaut haben oder Teil der ersten Besiedelung eines Gebietes waren, macht das Lesen von Dokumentationen viel persönlicher. Das Lernen über Geschichte mit Bauer, Bürger oder Edelmann macht viel mehr Spaß, wenn man weiß, dass die eigenen Vorfahren z. B Zeugmacher, Mühlenmeister, Drahtzieher im Westerwald oder Zollbeamte im Rheinland waren. Plötzlich stellt man fest, dass Vorfahren und deren Geschwister in Literatur erwähnt werden.

Dabei werden weit gefächerte Interessen gefüttert und neue Interessen geweckt. Vielleicht beschäftigt man sich plötzlich mit der Scheren- und Messerindustrie in Solingen oder mit den Veränderungen des Stadtbildes durch Aufbau und Zerstörung von Kirchen und Wohnhäusern. Geschichte wird mehr und mehr lebendig.

Es gibt sogar Ahnenforscher, die ihre Urlaubsplanung nach Gebieten ausrichten, wo bereits Vorfahren lebten. Dort werden dann die Stadtarchive durchforstet nach neuen Hinweisen. Hobbydetektive suchen ihre Informationen in Kirchenbüchern und Standesamteintragungen, in Taufzeugnissen und Trauurkunden. Und auf gar keinen Fall zu vergessen: im Internet. Hier laufen unsagbar viele Informationen zusammen, lassen sich neue Fakten und Spuren finden. Aber Vorsicht – es besteht Suchtgefahr!

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